Aus "dem Schraml", Salinenwesen
In den guten Zeiten vor der Jahrhundertwende, als das Kammergut noch keinen Mangel kannte, war die Freude am Theaterspielen allgemein.
Jeder Ort hatte seine kleine Bühne, freilich von der einfachsten Art, entweder in einem Holzbau oder im Dachraum eines größeren Hauses. In Hallstatt besaß 1793 die Salzfertigerwitwe Eva Wolf ein Komödiehaus, in Goisern der Armenvater Johann Kreuzhuber, auch in Ischl, Lauffen und Ebensee waren Theater. Letzteres war im Dachboden eines Hauses untergebracht.
Im Salzamt gönnte man den Arbeitern dieses Vergnügen und ließ die Aufführungen ungehindert zu. Einzelne Marktgerichte jedoch nahmen wegen der großen Feuersgefahr in solchen mit Menschen überfüllten hölzernen Baulichkeiten daran Anstoß und untersagten das Spielen. Die Angelegenheit kam vor die Hofkammer, welche das Oberamt ob seiner Lässigkeit scharf rügte und den marktgerichtlichen Beschlüssen zustimmte. Sie tadelte sogar die Erlaubnis, welche das Salzamt dem Theaterinhaber in Goisern erteilt hatte, durch einige Dorfbewohner zum Besten des Armeninstitutes eine Komödie aufführen zu lassen.
"Das Armeninstitut könne durch anständigere und weniger anstößige Mittel unterstützt werden." Gegen den Weiterbestand der Hallstätter und Ischler Theater fand die Hofkammer nichts einzuwenden, nur sollte auf die Feuersicherheit gesehen werden und durften weder Beamte noch Arbeiter als Schauspieler auftreten. Die in der Resolution geäußerte Ansicht über die Schicklichkeit des Theaterspielens kommt in der Zirkularverordnung vom 4. März 1793 noch viel deutlicher zum Ausdrucke: "Das Komödiespielen ist nur in größeren, mit einem Magistrat versehenen Städten und Märkten erlaubt, die Eigenschaft und Geburtsörter der Schauspieler zu erheben und kein anderes Stück, als welches in Druck oder geschrieben vorher zum Durchlesen vorgelegt wird, aufführen zu lassen, jedes Stück mit dem Ortspfarrer gemeinschaftlich zu durchgehen und jenes, was allenfalls nicht sittlich oder sonst nicht anpassend gefunden wird, abzuändern sei.
" Der Hofkammer war die Teilnahme der Arbeiter am Theaterspielen deshalb nicht recht, "weil diesen Leuten dadurch der Geschmack zur Arbeit genommen und Anlaß zu Trinkgelagen, Tanzen und Ausschweifungen, überhaupt zu einem unordentlichen Leben und zur Erarmung der Untertanen und Arbeiter gegeben werde".
DIE ALTAUSSEER
Ein Auszug des Beitrags zur
Volkskunde des Salzkammergutes
von Ferdinand von Andrian.
Wien, 1905
In dem Dachraume der "Großen Mühle", auf welcher auch eine Schankgerechtigkeit ruht, befindet sich ein verhältnismäßig gut erhaltenes Theater. Den Eingang in dasselbe bezeichnet ein Portal aus bemalten Brettern. Eine senkrechten Seitenflügel tragen je eine Herrscherfigur mit Krone, Schwert und Szepter auf Postamenten. Auf dem wagrechten, bemalten Verbindungsbrett ist ein einem Schilde die Inschrift angebracht: "Schau Platz / Lauf des Lebens / und / Spiel des Glücks. / " Die hölzernen Kulissen sind mit verschiedenartigen Baumschlag, auch mit Tieren, aus freier Hand bemalt. Dagegen weisen die noch erhaltenen Leinwanddekorationen auf die Anwendung von Schablonen.
Nähere Nachrichten über den Bau und Gebrauch dieser Volksbühne fehlen vollständig. Ihr Gegenstück beherbergt nach Herrn Konschegg das Walcherwirtshaus im Markt Aussee. Neuerliche, über meine Veranlassung von Herrn Groller unternommene Nachforschungen haben allerdings zur Auffindung von älteren unvollständigen Handschriften geführt, welche die Pflege des geistlichen Schauspiels in Altaussee erhärten. Ein Manuskript aus dem Hause Fischerndorf 20 des Josef Gaisberger enthält ein Passionsspiel und zugleich den Hinweis auf eine Aufführung 1766. Das andere ohne Titel und Jahreszahl stammt von einem anderen Schreiber; sein Besitzer ist Helm, Fischerndorf 19.
Es enthält ein Stück in 7 Actus, die Geburt Christi (der Titel fehlt). Den Szenen 6, 7, 8, 9 des 6. Actus desselben ist das Dreikönigsspiel entnommen, welches noch jetzt vielfach auch im laufenden Jahre von den zehn Personen aufgeführt wird.
Die oben angeführte Aufschrift weist aber auch auf weltliche Stücke. Zweifelsohne wurden in Altaussee, in dem jetzigen Scheichlhause oder anderswo, die in den Alpenländern altbekannten Volksstücke gespielt. Die Aufführung von "Genovefa" in alter Zeit ist direkt beglaubigt. Angesichts der mir lange Zeit unerklärlichen Volkstümlichkeit des Volksliedes "Der bayrische Hiesl" dürfen wir wohl auch Aufführungen des gleichnamigen Volksstückes annehmen, welche nach Schlossar in Tirol und Kärnten noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfanden.
Eine gewisse Vorliebe für das Schauspiel ist noch immer vorhanden. Bei den Krippen- und Dreifaltigkeitsspielen wirken Kinder und Erwachsene unter starker Teilnahme von Zuschauern zusammen. Zu den fast alljährlichen stattfindenden Gastspielen von Schauspielergesellschaften werden vielfach einheimische Kräfte herangezogen. Doch hat das Repertoire dieser Gesellschaften das Volkstümliche gänzlich abgestreift. Es bewegt sich im Rahmen der neueren dramatischen Literatur.